Diakon

Mein Name ist Erich Steiner. Ich bin im Jahr 1962 in Wien geboren. Die ersten vier Lebensjahre verbrachte ich in Simmering, dann übersiedelten wir in die Brigittenau. In meiner Kindheit und Jugend lebte ich in der Pfarre "St. Johann Kapistran". Nach meinem Cursillo - einem dreitägigen Glaubenskurs - erkannte ich, dass Gott mich in meinem Leben begleitet. So feierte ich auch in der darauf folgenden Zeit die Gottesdienste mit, entschloss mich den Theologischen Kurs zu machen und wurde in der Pfarre "Kapistran" auch Pfarrgemeinderat. Einige Jahre später begann die Ausbildung zum Diakon. Am 17. Oktober 1999 wurde ich schließlich im Stephansdom zum Diakon geweiht. Seit dem Jahr 1999 bin ich auch in der Pfarre "Zum Göttlichen Erlöser" tätig. Nachdem unsere Pfarre am 1. September 2017 zur Teilgemeinde der Pfarre "Zu allen Heiligen" wurde, bin ich nun Diakon dieser neuen Pfarre wobei mein Aufgabengebiet hauptsächlich in der Gemeinde "Zum Göttlichen Erlöser" liegt. Nach der Wahl des Gemeindeausschusses im März 2018 wurde ich von diesem zum Gemeindeleiter vorgeschlagen und vom PGR der neuen Pfarre bestätigt.

Diakonat

Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde das Amt des ständigen Diakons nach seiner fast tausendjährigen "Bedeutungslosigkeit" als Durchgangsstufe zum Priesteramt wieder eingesetzt. Die Konzilsväter haben das Amt allerdings in ein Experimentierstadium entlassen, in dem es sich heute noch befindet. So verwundert es nicht, dass um Profil und Identität des Amtes noch immer gerungen wird. Für manche ist der Diakon ein Helfer des Priesters, für andere ist er ein mit weniger Vollmachten ausgestatteter "Ersatzpriester", manche bezeichnen ihn auch als Brücke zwischen Priester und Laien, für wieder andere ist er der Stellvertreter der Armen der Gemeinde und einige sehen ihn als einen Art Oberministranten, der Sonntag für Sonntag das Evangelium verkündet.

Aufgrund der Weihe gehört der Diakon zum Klerus, gemeinsam mit Priester und Bischof. Die Aufgaben von Priester, Diakon und Bischof sind verschieden, wodurch man diese Ämter nicht vergleichen kann. Der Diakon ist mit anderen Aufgaben betraut als der Priester oder der Bischof. Er darf nicht die Wandlungsworte in der Eucharistiefeier sprechen, er darf nicht die Losprechungsworte der Beichte sprechen und er darf nicht die Krankensalbung spenden. Somit ergibt sich in der Praxis, dass der Diakon Wortgottesdienste leitet, Taufen spendet, Eheschließungen "vornimmt" (eigentlich assistiert er - genauso wie der Priester - nur als Vertreter der Kirche, da das Ehesakrament die Ehepartner einander gegenseitig spenden) und Begräbnissen vorsteht. Bei der Eucharistiefeier selbst hat der Diakon spezielle Aufgaben, die der Priester nur wahrnehmen sollte, wenn kein Diakon anwesend ist. Die Wesentlichste davon ist die Verkündigung des Evangeliums. Auch die Vorbereitung der Gaben und das Reinigen der sakralen Gefäße (Purifizieren) ist Aufgabe des Diakons. Schließlich entlässt der Diakon die Gemeinde mit den Worten "Gehet hin in Frieden".

Betrachten wir den Diakonat in der Urkirche, so finden wir die Wahl der sieben Diakone, die sich dem Dienst an den Tischen widmen sollen (Apg 6,1-6). Hier werden Männer zu Diakonen geweiht, um die Bedürftigen der Gemeinde, im Speziellen die Witwen, zu versorgen. In den Pastoralbriefen hören wir vom Amt des Bischofs (1 Tim 3,2; Tit 1,7) und vom Amt des Diakons (1 Tim 5,17; Tit 1,5). Wir dürfen heute annehmen, dass bis zum Ende des ersten Jahrhunderts wandercharismatische Apostel, Propheten und Lehrer die bestimmenden geistigen Autoritäten der Ortsgemeinden gewesen sind. Erst dann bildeten die Gemeinden eigene Autoritätsstrukturen. Aus den kleinen Hausgemeinschaften, denen noch der Hausvater vorstand, wurden auf Grund größerer Teilnehmerzahlen die urchristlichen Gemeinden. In diesen Gemeinden hatten nun Bischöfe und Diakone Leitungsaufgaben. Der Bischof war für die Liturgie zuständig, der Diakon für die Armenversorgung, die Caritas. Wobei die Übergänge oft fließend gewesen sein dürften, da die Eucharistie ursprünglich ein Sättigungsmahl war. Das bedeutet, dass die Leute nicht nur gekommen sind, um sich an die Auferstehung Christi zu erinnern, sondern auch um miteinander zu essen und zu trinken. Paulus mahnt ja nicht ohne Grund die Gemeinde von Korinth, dass nicht jeder gleich die Speisen verzehren soll, die er mitgebracht hat. Denn dann hungert der eine während der andere schon betrunken ist. (1 Kor 11/20-21) Er sagt ausdrücklich, dass dies keine Feier des Herrenmahles mehr ist.

Ich persönlich bin sehr glücklich, mich für den Weg des Diakonats entschieden zu haben. Eine meiner wesentlichen Aufgaben sehe ich darin, das Evangelium zu verkünden. Damit meine ich natürlich nicht ein "Vorlesen des Evangeliums während des Gottesdienstes", sondern ein Weitergeben dessen, was ich selbst als "frohe Botschaft" verstanden habe. Das Weitergeben geschieht in erster Linie durch das Vorleben. Ich möchte den Menschen zeigen, dass ein Leben mit Christus als Wurzel und Quelle, ein geglücktes Leben ist, ein Leben, dass mich persönlich glücklich macht. Da immer weniger Kinder und Jugendliche ein Leben mit Christus wählen, sehe ich hier meine vordergründige Aufgabe, ihnen das Evangelium nahe zu bringen. Dies versuche ich in den Kindermessen und den Ministrantenstunden. Darüber hinaus bieten sich viele Möglichkeiten zu Gesprächen mit den Eltern der Kinder. Als meine zweite Aufgabe sehe ich die konkrete Hilfe für Menschen in Not. Diese Not habe ich konkret in der Karpatenukraine erlebt und erlebe sie bis zum heutigen Tag. Ich denke, dass es wichtig ist zu erwähnen, dass es Not leider in vielen Ländern, auch in unserem, gibt. So ist die Caritas für die Menschen in Österreich auch unendlich wichtig. Es wäre der sicherlich größte Fehler, wollte man die Armut verschiedener Menschen miteinander vergleichen oder gegeneinander ausspielen. Wichtig ist, dass wir helfen, jeder dort wo es ihm notwendig erscheint und wo die Möglichkeit dazu besteht. In diesem Sinn sind wir sicher alle herausgefordert als Diakone (= Diener bzw. Dienerinnen) zu leben, um unseren Mitmenschen - vor allem den Armen - zu dienen.

Die Entwicklung des Diakonates ist aus der Bibel erkennbar:

(1) Diakonat bei Mt., Mk., Lk.:

Die Bedeutung der Diakonie besteht darin, dass der Diakon beim Tisch dient. Dies ist eigentlich die Arbeit des Knechtes, der nach der Arbeit nach Hause kommt und diese Dienste zu erledigen hat. Auch Jesus stellt sich in die Reihe jener, die bedienen. In der Tradition des Judentums knüpft er an den "leidenden Gottesknecht" an. Durch die Sendung Jesu bekommt der Dienst am Tisch eine neue Bedeutung.
Jesus setzt zwei Kriterien für das Heil des Menschen:

1) Dienst am Menschen leisten (Mt. 25/44)

2) Der Umgang mit den uns verliehenen Talenten

Somit hat die Kirche die Verantwortung, den Menschen zu begleiten, damit dieser seine Talente entfalten kann und zum Aufbau der Gemeinde nutzt.

(2) Diakonat in Apg. 6/1-7:

Diese Stelle, die mit "Der Wahl der Sieben" und die fälschlicher Weise als die Einsetzung des Diakonates durch Jesus bezeichnet wird, geht davon aus, dass die Jerusalemer ihren Witwen in täglicher Diakonie beistehen. Die mit der Diakonie (=Dienst an den Tischen) betrauten waren nicht die Apostel. Es gab also die Apostel für den Dienst des Wortes und eigene Diener für den Dienst an den Tischen. Es wurde also kein neues Amt durch die Einsetzung der Sieben geschaffen, dieses Amt gab es ja schon. Es wurden allerdings nun auch Hellenisten für die Witwen der Hellenisten eingesetzt. Die Zahl 7 entspricht den 7 Mitgliedern, die den Ortsverband der jüdischen Gemeinde bilden.
Betrachtet man die Apostelgeschichte weiter, so erkennt man, dass von Stephanus (Kap. 7) und von Philippus (Kap. 8), zwei der sieben Eingesetzten berichtet wird, wie sie den Dienst am Wort pflegen. Sie wirken also in der Verkündigung und der Mission. Dies ist folgender Maßen zu erklären:
Es gab damals 2 Gruppen, die Hebräer und die Hellenisten. Beide hatten ein eigenes Führungsgremium. Dadurch kam es - nicht nur bei der Witwenversorgung - zu Spannungen. Bei den Hebräern war die Armenkassa aus rabbinischer Zeit ("den Zehnten geben") bekannt, bei den Hellenisten nicht. Es gab aber auch eigene Gottesdienste in der je eigenen Sprache. Das damalige Leitungsteam der Hellenisten waren genau die 7 Männer, denen hier durch Handauflegung ein Amt übertragen wird. Lukas versucht also die Amtsübertragung durch Wahl, Handauflegung und Anrufung des Heiligen Geistes darzustellen. Er will die hebräische und die hellenistische Tradition verbinden und legalisiert die hellenistische Führung. Er ordnet sie aber auch den Aposteln unter, da sie ja nicht zur Muttergemeinde der Hebräer, sondern zu einer später entstandenen hellenistischen Gemeinde gehörten. Allerdings an Männern, die bereits Gemeindeleiter waren - mit dem Oberhaupt Stephanus. Jetzt erst wird berichtet, dass sie auch den Dienst an den Tischen verrichten.
Jede der beiden Gruppen hatte eine eigenen Amtsstruktur:

Hebräer: Älteste (=Presbyter)
Hellenisten: Episkopos (=Bischöfe)
  Diakonos (=Diakon)
Erst um 150 nach Christus wurde daraus ein Amt mit 3 verschiedenen Ausformungen.

Man erkennt also, dass es bereits zu Beginn der Geschichte des Diakonats zu Unklarheiten kommt. Die ursprüngliche diakonale Aufgabe war der Dienst an den Tischen. Es ist falsch, dass auch "taufen", "predigen" und "Gemeinde leiten" zu den ursprünglichen diakonalen Aufgaben gehören.

(3) Diakonat in den paulinischen Briefen:

Ein wesentlicher Text ist der Beginn des Philipperbriefes in dem Paulus an die Philipper mit ihren Bischöfen und Diakonen schreibt. Hierbei sind die Bischöfe die Hirten, die die Gemeinde leiten und autoritativ verkünden. Die Diakone hingegen geben Dienstleistungen im materiellen Bereich und verkünden das Evangelium. Sie leisten also den "Liebesdienst" und die Verkündigung.

(4) Diakonat in den Pastoralbriefen:

Die Bischöfe werden in der Einzahl genannt und haben auch hier die Aufgabe der Gemeindeleitung und der Verkündigung. Der Diakon steht dem Bischof nahe, seine Aufgaben werden nicht näher genannt. Die Diakone waren dem mit der Gemeindeleitung beauftragten Bischof zu- und untergeordnet. Ohne die gelebte Diakonie gab es keine Gemeinde. Die Abhängigkeit des Diakons bestand in der Unterordnung unter den Bischof, aber die Diakonie selbst, war sein eigenständiger Bereich. Dort ist er selbstständig und nicht untergeordnet. Die gelebte Diakonie zeigt den Menschen die "Taten Gottes".